Aaskrähe
Die grauschwarzen Nebelkrähen und schwarzen Rabenkrähen, welche zu der Superspezies Aaskrähe gehören, sind in Europa weit verbreitet. Während die Rabenkrähen vor allem in Spanien, Frankreich, Großbritannien und Deutschland vorkommen, sind die Nebelkrähen eher in Osteuropa bis nach Asien vertreten. Diese Verteilung ist durch die letzte Eiszeit zu erklären, welche zur Trennung der Arten in verschiedene Refugien führte. In Sachsen treffen beide Arten aufeinander und es hat sich eine Hybridzone herausgebildet. Trotz der phänotypischen Unterschiede bevorzugen beide Arten offene und halboffene Lebensräume mit Nist- und Nahrungsplätzen und weisen eine ähnliche Brutbiologie auf, was eine Hybridisierung begünstigt.
Von 2000 bis 2005 hat es bereits eine Brutbestandserfassung in der Gefildelandschaft nördlich von Bautzen gegeben. Diese zeigte, dass es eine Bestandszunahme nur noch in Siedlungsgebieten gibt, wohingegen im Offenland ein Bestandsrückgang zu erkennen ist. Außerdem zeigte sich eine gebietsweise Verdrängung der Nebelkrähe durch die Rabenkrähe.
In dem Gemeinschaftsprojekt der Universität Uppsala (Schweden), dem Max-Planck-Institut für Ornithologie Radolfzell und unserem Förderverein wurden 2013 und 2014 die genetischen Grundlagen der Artbildung und die Hybridzonenstabilität untersucht. Dazu wurde in den Gebieten Gefildelandschaft nördlich Bautzen (Landkreis Bautzen, 128 km²) und Kleinkuppenlandschaft südlich Radeburg (Landkreis Meißen, 50 km²) nestjungen Krähen Blut abgenommen. Die Vögel wurden zudem beringt und teils Flügelmarken oder Sendern ausgestattet.
Es zeigte sich, dass zwei Drittel der Hybride nur einen geringen phänotypischen Unterschied zu ihren Eltern aufwiesen. Außerdem konnten durch Ablesungen der Ringe und Flügelmarken festgestellt werden, dass die Sterblichkeit im ersten Jahr bei rund 70 % liegt.