Ortolan
Ortolanerfassung bei Weißenberg
Hintergrund
Der Neubau der Bundesstraße B 178 zwischen Zittau und der Bundesautobahn A 4 bei Weißenberg ist nach der Fortführung der Bundesautobahn A 72 von Chemnitz nach Leipzig das Verkehrsprojekt mit der höchsten Priorität im Freistaat Sachsen. Seit 2010 läuft das Planfeststellungsverfahren, in dem es nach ersten Untersuchungen zu Auflagen bezüglich des Artenschutzes kam. Durch Ausgleich- und Ersatzmaßnahmen sollen Flächen in der näheren Umgebung aufgewertet werden, um Beeinträchtigungen und den Verlust von Lebensräumen im Zuge des Ausbaus der B 178 zu kompensieren.
Ein solcher Lebensraumverlust trifft vor allem den Ortolan (Emberiza hortulana). Dieser zu den Ammern gehörende Vogel bevorzugt die relativ reich gegliederte Agrarlandschaft im wärmebegünstigten Tief- und Hügelland. In Sachsen besiedelt er vor allem trockene Kuppen und sich daran anschließende Hangpartien. Er bevorzugt sandige Böden mit hoher Wasserdurchlässigkeit. Die Männchen singen im Frühjahr vor allem auf Bäumen an Feldrändern und bauen ihre Nester auf dem Boden des Feldes mit einigen Metern Abstand zum Rand. Dabei bevorzugen sie vor allem Getreidefelder, da diese zur Hauptbrutzeit von Mai bis Juli die für diese Art optimale Höhe und Dichte aufweisen.
Durch die Anlage von Feldgehölzen/Strukturen und einer ortolangerechten Ackerbewirtschaftung im Raum südlich von Weißenberg (siehe Karte in Galerie) soll ein neuer Lebensraum für den Ortolan geschaffen werden.
Das Projekt
Nach der Anlage der Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen im Jahr 2016 sind wir von 2018 bis 2022 vom Landesamt für Straßenbau und Verkehr, Niederlassung Bautzen, damit beauftragt worden, die Maßnahmen auf ihre Tauglichkeit und ihren Erfolg zu kontrollieren.
Dazu werden die Ausgleichsflächen sowohl auf ihre Nutzung durch den Ortolan als auch auf ihre Vegetation und Bearbeitung untersucht. Die Betrachtung der Maßnahmen ist wichtig, da für die Besiedlung einer Fläche biotische (z. B. Vegetation, Nahrungsverfügbarkeit, Konkurrenz) und abiotische (Bodenbeschaffenheit, Staunässe oder Sonneneinstrahlung) Faktoren eine wesentliche Rolle spielen. Außerdem werden der Bestand und die Verteilung in einem größeren Kontrollgebiet erfasst, weil die Ausgleichsmaßnamen nicht zwangsläufig oder nicht die ganze Zeit vom Ortolan genutzt werden müssen.